Diese Serien wären heute undenkbar
"Seinfeld" ist eine der beliebtesten Sitcoms aller Zeiten. Doch heute, mehr als 30 Jahre nach ihrem Start, würde die Serie aus vielen, vor allem moralischen Gründen wohl nicht mehr gedreht werden. Damit ist sie in guter Gesellschaft: Viele andere TV-Klassiker wären heute aus Zeitgeist-, Anstands- oder Political-Correctness-Fragen kaum noch denkbar.
© Getty ImagesSeinfeld (1989-1998)
Obwohl "Seinfeld" das Sitcoms-Genre revolutionierte und als Klassiker gilt, ist die kontroverse Serie in vielerlei Hinsicht schlecht gealtert. Viele der doppeldeutigen, freizügigen, mitunter auch frauenfeindlichen und rassistischen Witze würden heute kaum funktionieren. Eine "Seinfeld"-Folge, "Tag der Puertoricaner", wurde nach Protesten nur einmal und danach nie wieder ausgestrahlt.
© Sony PicturesBenny Hill
Eine Comedy-Show, in der ein gruseliger alter Mann halbnackten Frauen hinterherläuft? Schon in den 70er- und 80er-Jahren war "Die Benny Hill Show" nicht unumstritten. Natürlich konnte man den Slapstick, die Doppeldeutigkeiten und den Klamauk, mit dem der britische Komiker zwei Jahrzehnte lang auf Sendung ging, lustig finden - aber auch ekelhaft und frauenverachtend.
© TV Times via Getty ImagesMonty Python's Flying Circus (1969-1974)
Natürlich gelten die Pythons heute als unumstrittene Comedy-Legenden, ihre TV-Show "Monty Python's Flying Circus" als revolutionär, weil die Sketche oft keinen Anfang oder Ende hatten, der Humor der britischen Komikertruppe überhaupt keinerlei Grenzen kannte - und im Zweifelsfall alles und jeden schonungslos durch den Kakao zog. Ob ein TV-Sender heute jemals so viele Freiheiten zulassen würde?
© Alan Howard/Getty ImagesFawlty Towers (1975 - 1979)
Monty-Python-Star John Cleese (stehend) prangert die heutige Political Correctness an, seit die BBC eine Folge seiner "Fawlty Towers"-Serie, die sich über die britische Besessenheit vom Zweiten Weltkrieg mokiert, zensiert hat. Er erklärte auch, dass ihm ein BBC-Abteilungsleiter vor einigen Jahren sagte, eine Sendung wie "Monty Python's Flying Circus" würde heute sicher nicht mehr produziert, weil die Gruppe aus sechs weißen Männern bestand.
© Don Smith/Radio Times via Getty ImagesKlimbim (1973-1979)
Mit "Klimbim" wurden Horst Jüssen (rechts), Ingrid Steeger (vorne), Wichard von Roëll und Elisabeth Volkmann über Nacht berühmt. Die Comedyserie war ungewohnt frech, frivol und provokant und in den 70er-Jahren ein großer Publikumserfolg. Sehr fraglich, ob die Zuschauer der ARD heute so viel offen gezeigte Nacktheit der Darstellerinnen zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr akzeptieren würden ...
© WDR / Harald KratzerDie Otto-Show (ab 1973)
Seine Sketche, Lieder und Filme sind seit über 50 Jahren deutsches Kulturgut: Doch auch Otto Waalkes und seine TV-Shows würden heute womöglich nicht mehr in dieser Form laufen. 2023 stellte der WDR den Aufzeichnungen von "Die Otto-Show" einen Warnhinweis voran: Demnach würde die Sendung zwar "als Bestandteil der Fernsehgeschichte in seiner ursprünglichen Form gezeigt". Sie enthalte aber Passagen, "die heute als diskriminierend betrachtet werden".
© teleschau / ArchivSchmidteinander (1990-1994)
Das gleiche Schicksal ereilte auch "Schmidteinander": Die anarchische Satire- und Comedy-Show, mit der Harald Schmidt (links) und Herbert Feuerstein Anfang der 90er-Jahre für Furore sorgten, erhielt ebenfalls vom WDR einen Warnhinweis wegen "Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden".
© WDR / Harald KratzerEine schrecklich nette Familie (1987-1997)
Er beschwert sich über die Faulheit seiner Ehefrau Peggy, macht sich über die fehlende Intelligenz seiner Tochter lustig und lässt keine Gelegenheit aus, seine Abneigung gegen Feministinnen kundzutun: Eine Figur wie Schuhverkäufer Al Bundy (Ed O'Neill, zweiter von links) in "Ein schrecklich nette Familie" ist heute nicht mehr vorstellbar. Gegen den frauenfeindlichen Ton der Serie äußerte sich später auch Peggy-Darstellerin Katey Sagal.
© Sony Pictures Home EntertainmentHör mal, wer da hämmert (1991-1999)
Auch "Hör mal, wer da hämmert" war in den 90er-Jahren eine beliebte Sitcom, die aufgrund ihrer Darstellung von Geschlechterrollen heute wohl nicht mehr in der Form laufen würde. In der Serie wurde "Heimwerker-König" Tim Taylor (Tim Allen) oft als stereotyper Mann dargestellt, der seiner Frau gegenüber unsensibel war und sich auf einen Humor verließ, der auf traditionellen Geschlechterrollen beruhte.
© Getty ImagesBaywatch (1989-2001)
Natürlich ist es notwendig, in einer Serie über Rettungsschwimmer (schöne) Frauen im Badeanzug zu zeigen. Aber musste Pamela Anderson wirklich in Zeitlupe gezeigt werden, wenn sie zur einer Rettungsmission rannte? Ganz klar: Eine Objektivierung von Frauenkörpern wie in "Baywatch" wäre heute nicht mehr möglich. Dass vor einigen Jahren ein Kino-Remake floppte, war insofern kaum verwunderlich.
© IMAGO / United ArchivesFriends (1994-2004)
"Friends" ist bis heute eine der beliebtesten Sitcoms aller Zeiten - sicher auch wegen der Chemie zwischen den sechs Hauptfiguren, die als junge Erwachsene versuchen ihren Weg im Leben zu finden. Doch bei allem Charme macht die Serie eben auch billige Witze über Dicke, Lesben und Schwule, die heute völlig unvorstellbar wären. Auch die fehlende Diversität des Casts wirkt heute nicht mehr zeitgemäß.
© Getty Images / Pressemitteilung24 (2001-2010)
Heiligt der Zweck, im Fall von "24" der Kampf gegen den Terror, alle Mittel? Agent Jack Bauer (Kiefer Sutherland, Mitte) übertrat reihenweise Gesetze und moralische Grenzen. Die Häufigkeit der Folterszenen und die Gnadenlosigkeit der Hauptfigur in der Serie führte schon damals zu kontroversen Diskussionen, heute wäre es kaum vorstellbar, dass ein Agent mit solchen (Straf-)Taten weitgehend ungeschoren käme.
© FoxThe Big Bang Theory (2007-2019)
Der kulturelle Wandel zeigt sich besonders gut an einer Serie wie "The Big Bang Theory". Die Serie startete zwar erst 2007, würde aber heute aufgrund bestimmter Stereotypen womöglich keinen Platz mehr in der TV-Landschaft finden. Die Prämisse der Sitcom, dass Nerds und Geeks sozial unbeholfen und unfähig sind, Beziehungen einzugehen, wirkt heute platt und vorurteilsbehaftet.
© ProSieben / Warner Bros. TVSouth Park (seit 1997)
"South Park" sorgt seit Ausstrahlung der ersten Folge 1997 für Kontroversen: Seit 26 Staffeln sehen die Fans der Serie, wie sich die politisch unkorrekten Stan, Eric, Stan und Kenny eher wie Erwachsene als wie Grundschulkinder verhalten. Die Animationsserie ist grob, unflätig, subversiv, kontrovers und genießt eine Art Bestandsschutz: Sie im Zeitalter von "Cancel Culture" bei einem TV-Sender unterzubringen, wäre schwierig.
© MTV