22.01.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Es war ein Trip ins Ungewisse : Am 12. Mai 1945, kurz nach Kriegsende, brach der britische Soldat Freddie Gray, der 1938 als 16-jähriger Manfred Gans aus Westfalen nach England emigrieren konnte, aus Holland auf, um seine in Theresienstadt inhaftierten Eltern zu suchen.
Als der britisch-jüdische Soldat Frederick "Freddie" Gray am 12. Mai 1945 aus der holländischen Kleinstadt Goes nach Böhmen aufbricht, um seine möglicherweise dort überlebenden Eltern im KZ Theresienstadt zu suchen, war das der Beginn einer Reise ins Ungewisse. Gray, der eigentlich Manfred Gans hieß und nach seiner Flucht der von Churchill organisierten jüdisch-britischen Eliteeinheit namens X-Troop beigetreten war, fuhr in einem Jeep mit dessen Fahrer quer durch das zerbombte Deutschland, das er 1938 als damals 16-Jähriger verlassen hatte. Die dreiteilige "Terra X History"-Doku zeichnet den "Roadtrip 1945" mithilfe von Grays Tagebuchaufzeichnungen und den Erinnerungen seiner Nachkommen nach.
Frederick Gray, damals Manfred Gans, war als Jugendlicher nach der Pogromnacht vom 09. November 1938 mit einem weiteren Bruder von seinen Eltern nach England verschickt worden, ein älterer Bruder war zuvor bereits nach Palästina emigriert. Die Eltern, die zunächst noch in Deutschland, im westfälischen Borken, verblieben waren, flüchteten später nach Holland, wurden aber unter der deutschen Besatzung denunziert und in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Es grenzt an ein Wunder, dass Frederick / Manfred sie schließlich in Theresienstadt tatsächlich lebend in die Arme nehmen kann.
Im durchaus fesselnden Dreiteiler von Andrea Mokosch und Gabriele Rose setzt sich der ZDF-Zeitgeschichtler Mirko Drotschmann als Moderator mit Nachkommen auf Fredericks Spuren; Dreidimensionale Animationsszenen ersetzen dabei nicht vorhandenes optisches Archivmaterial. So entstehe "eine visuell anschauliche und ausdrucksvolle Form der Geschichtsdokumentation", sagen die Autorinnen zu der von ihnen gewählten Umsetzung. "Dank der Möglichkeiten der Graphic Novel können wir in Freddies Jeep einsteigen und ihn hautnah auf seiner Reise durch Trümmerdeutschland begleiten. Die Verbindung von Schauspiel, Illustrationskunst und authentischem Archivmaterial schafft eine atmosphärische Visualität, die Freddies Geschichte auf besondere Weise erlebbar macht."
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Alle Augen sind auf uns gerichtet
Über seine Ankunft in Theresienstadt am 14. Mai 1945 schrieb Frederick Gray: "Langsam fahren wir durch die Absperrung. Mir wird klar, was das für ein Moment ist. Überall sind Menschen, Juden, zu Tausenden zu sehen. Sie sehen unterernährt aus, überarbeitet. Was für ein grausamer Anblick!! Alle Augen sind auf uns gerichtet, aber sie sind zu fassungslos, um einen Laut von sich zu geben." Und über das Wiedertreffen der Eltern: "Zwischen Gesprächen über ihre Vergangenheit, unsere Verwandten, die Welt fühlen wir uns jetzt alle sehr glücklich." Aus Theresienstadt wurden viele tausend Juden und weitere Verfolgte des Naziregimes nach Auschwitz und in andere KZs im Osten verbracht. Nur jeder siebte konnte überleben.