Was soll Waldbaden?
Das Knacken von Zweigen hören, Blätter und Erde riechen, Moos und Rinde unter den Fingern spüren - an solche kleinen sensorischen Walderlebnisse kann sich wahrscheinlich beinahe jeder erinnern. Die Waldatmosphäre mit allen Sinnen zu erfassen, ist nicht nur angenehm, sondern für den der Natur heute zunehmend entfremdeten Menschen auch nachweislich gesund. Deshalb gehen jetzt viele "Waldbaden".
© iStock/SmileusTrend aus Japan
"Waldbaden" ist das deutsche Wort für "Shinrin-yoku". Der Begriff wurde in den 80-ern im Auftrag des japanischen Landwirtschaftsministeriums entwickelt und steht für das Eintauchen in die ganz spezifische Umgebung des Waldes. Seit der Zeit wird deren heilsame Wirkung auf den Menschen dort verstärkt wissenschaftlich erforscht. Mittlerweile wird dazu auch international vermehrt geforscht.
© iStock/T_MizuguchiTherapie unter dem Blätterdach
Verschiedentlich wissenschaftlich bestätigt ist: Sich achtsam durch den Wald zu bewegen und sämtliche Sinneseindrücke in diesem eigentümlichen Raum wahrzunehmen, kann sich auf mannigfache Weise positiv auf Körper, Geist und Seele des modernen Menschen auswirken.
© iStock/U. J. AlexanderWaldmedizin als Fach
Deshalb kann Waldmedizin in Japan heute als Spezialfach studiert werden. Waldbaden gehört zur gesundheitlichen Vorsorge und gibt es dort auf Rezept.
© iStock/Inside Creative HouseTherapiezentrum Wald
Wie und warum kann bloßes Sein zwischen Bäumen wie Medizin wirken? Zum einen sorgt der Wald für Entspannung, zum anderen verhilft er zugleich zu Energie. Wer regelmäßig und ausreichend lange im Wald badet, kann dadurch erwiesenermaßen Glück und Gesundheit steigern. Die Empfehlungen reichen von mindestens zwei Stunden pro Woche bis besser noch vier Mal zwei Stunden pro Woche.
© iStock/AvigatorPhotographerVielfältige Heilung
Wer sich Waldbaden zur Gewohnheit macht, kann dadurch den eigenen Blutdruck ebenso senken wie das Level des Stresshormons Cortisol im Blut. Das Immunsystem erfährt einen Kick, der Schlaf kann sich verbessern, Konzentration und Kreativität können gesteigert werden. Sogar bei psychischen Erkrankungen wie Angst oder Depression kann Waldbaden zusätzlich zu einer Therapie helfen.
© iStock/demaerreMedizin zum Einatmen
Dazu tragen verschiedene Elemente der Waldatmosphäre bei, wie zum Beispiel Terpene: chemische Verbindungen, die häufig als angenehme Düfte in der Luft wahrgenommen werden - zumindest vom Menschen. Bäume senden diese Botenstoffe aus, um sich vor Schädlingen zu schützen. Für den Menschen sind sie eine Wohltat.
© iStock/Patricia BatesLungen füllen mit Waldluft
Den Terpenen, die Menschen im Wald einatmen oder über die Haut aufnehmen, wird zum Beispiel eine positive Wirkung auf das Immunsystem zugeschrieben. Doch die Heilmittel des Waldes liegen nicht nur in der Luft.
© iStock/robertsrobBewusstes Sein
Das gedämpfte, durch Blätter gefilterte Licht im Wald ist vermutlich für das Absinken des Stresslevels dort mit verantwortlich. Dennoch wird empfohlen, zu Beginn des Waldbades die Augen einmal zu schließen. Wenn der Sehsinn pausiert, springen andere Sinne umso stärker an. Umso umfassender kann der Mensch die Natur um sich herum wahrnehmen.
© iStock/AntonioGuillemDer Klang des Waldes
Das Gehör kann sich auf ungewohnte Geräusche konzentrieren: das Gehämmer eines Spechts vielleicht oder den Gesang eines Rotkehlchens, Geraschel von Blättern und Geplätscher von Wasser.
© iStock/Gerd HarderDer Duft des Waldes
Wer die Augen schließt, nimmt Gerüche noch intensiver wahr. Da muss es gar nicht der dominante Duft von Bärlauch sein. Man kann viel Zeit damit verbringen, im Potpourri der Waldluft einzelne Aromen bewusst zu erschnüffeln: Erde, Blüten, Moos, Blätter, Holz, Pilze ...
© iStock/Frank KuschmierzDie Textur des Waldes
Weich, hart, rau, glatt, feucht, trocken: Der Tastsinn findet hinreichend Beschäftigung im Wald. Wie unterschiedlich fühlen sich frisches Moos, strukturierte Rinde oder trockene Blätter an, feuchte Zapfen oder sonnengewärmte Steine unter der Hand.
© iStock/happyphotonBarfuß im Wald
Es muss nicht allein den Händen überlassen bleiben, sich an den vielfältigen Oberflächenstrukturen im Wald zu erfreuen: Barfuß ist der Wald beinahe ein doppeltes sinnliches Erlebnis. Fans von "Grounding" schwören außerdem auf den Energieaustausch zwischen Körper und Erde.
© iStok/HalfpointFarben des Waldes
Irgendwann sollen die Augen auch wieder dabei sein, beim Fest für die Sinne unterm Blätterdach. Schließlich soll schon allein die Farbe Grün in sämtlichen vorhandenen Schattierungen beruhigend wirken.
© iStock/SmileusWald erfahren mit allen Sinnen
Das bewusste Hineinspüren in den Wald mit Haut, Ohren, Nase und Augen trainiert die damit verbundenen Sinne. Darüber hinaus lassen sich auch noch andere Wahrnehmungsfähigkeiten des Menschen im Wald bewusst erproben: das Gefühl für Temperatur, für den eigenen Körper in seiner Umgebung und der Gleichgewichtssinn.
© iStock/HalfpointDen Sinnen auf die Sprünge helfen
Nicht jedem fällt es leicht, vom Ständig-Erreichbar-Modus an mehreren Bildschirmen gleichzeitig aufs bloße achtsame Sein zwischen Bäumen umzuschalten. Entspannungsübungen wie zum Beispiel Meditation können den Übergang erleichtern.
© iStock/Marcin WiklikWaldbaden als Kurs
Darüber hinaus finden sich inzwischen auch hierzulande zahlreiche Angebote für Waldbaden unter Anleitung von ausgebildetem Personal in Waldführung und Waldtherapie. Denn der asiatische Trend hat den Westen längst erreicht und erfreut sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit. Wald gibt es in Deutschland zur Genüge.
© iStock/U. J. AlexanderLangsam laufen
Waldbaden besteht nicht nur im stillen Verharren und Fühlen, die Bewegung durch den Wald gehört durchaus dazu. Besonders im Gegensatz zum Sonntagsspaziergang im Wald sind dabei Ziellosigkeit und Geschwindigkeit ...
© iStock/Tero VesalainenLangsam laufen
Denn ohne vorgegebene Strecke wird sich möglichst langsam beim Waldbaden fortbewegt, um Eindrücke in Ruhe wirken zu lassen und generell zu entschleunigen.
© iStock/lolostockKein Bildschirm im Wald
Auch wenn eine App zur Identifikation verschiedener Pflanzen sicherlich hilfreich wäre und die Gelegenheit, sich selbst beim Waldbaden in den sozialen Netzwerken zu posten, verlockend - bei dieser Gelegenheit bleibt das Smartphone aus oder gleich zu Haus.
© iStock/erikreisEins mit der Natur
Wer im Wald badet, möchte gerade nicht, dass Meldungen auf einem Bildschirm Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sondern sich eine Pause von der Technik gönnen und der Natur zuwenden.
© iStock/Pheelings Media