The Next Level - Fr. 31.01. - ARD: 22.20 Uhr

Symphonie einer Großstadt: In dieser Serie schlägt das Herz Berlins im Technobeat

23.01.2025 von SWYRL/Eric Leimann

Warum starb eine US-Touristin in einem Berliner Technoklub? Reporterin Rosa Bernhard (Lisa Vicari) will es in der ungewöhnlichen deutschen Serie "The Next Level" nach einem wahren Fall herausfinden. Das Drehbuch des fesselnden Metropolenporträts schrieb der preisgekrönte Journalist Alexander Osang.

Wer erwartet, dass einem Plots didaktisch - wie von einem Lehrer beim Frontalunterricht - präsentiert werden, könnte mit der ARD-Serie "The Next Level" (seit 24. Januar in der ARD-Mediathek) erst mal Probleme haben. Schnell wird deutlich, dass die Handlung des sechsmal 45 Minuten langen Werks im heutigen Berlin spielt. In Folge eins werden jedoch viele Personen gezeigt, die Dinge tun, welche sich einem nicht unbedingt sofort erschließen. Mit anderen Worten: Man wird so in diese Handlung hineingeworfen, wie es fremden Menschen gehen würde, sähen sie plötzlich einem unkommentierten Livestream unseres Lebens zu. Dabei ist die Serie deutlich von einem wahren Fall um eine zu Tode gekommene US-Touristin im Berliner Club "Berghain" inspiriert, die Drehbuchautor Alexander Osang als Journalist schon beschäftigte.

Doch zurück zum anfangs etwas losen Plot: Man begleitet Rosa Bernhard (Lisa Vicari), die leicht bärbeißig und blond zauselig durch ihr Leben stapft. Meist hat Rosa eine Zigarette in der Hand, und zu angebotenen Drinks sagt sie ebenfalls nicht nein. Mit der Zeit erfährt man: Rosa arbeitet als Reporterin bei einer Zeitung. Viel aufgeräumter ist dagegen Rosas Freund Mark (Jerry Hoffmann). Im Roten Rathaus arbeitet er für eine führende Lokal-Politikerin - und will einen Immobiliendeal mit dem mysteriösen ostdeutschen Investor Brenner (Jens Harzer) einfädeln.

Der als Philanthrop und Sozialismus-Fan gehandelte Superreiche hat wiederum eine Tochter namens Paula (Paula Kober). Sie arbeitet in einem der größten und angesagtesten Technoklubs der Stadt, dem "Reaktor". Dort ist sie schnell zur Night Managerin aufgestiegen. Das amerikanische Ehepaar Josh (Ben Lloyd-Hughes) und Zofia Freinstein (Jenny Walser) will im "Reaktor" die letzte Nacht seiner Hochzeits-Weltreise feiern, ehe es nach New York zurückkehrt. Inmitten der Feiernacht geht es Zofia plötzlich schlecht. Sie kommt ins Krankenhaus, wo sie verstirbt. Rosa, die dort wegen eines Suizidversuches ihrer Mutter (Michaela Winterstein) ebenfalls den Wartebereich bevölkert, lernt in der Klinik Josh kennen. Könnte im tragischen Ende der Hochzeitsreise eine Story stecken? Während Rosa mit ihrem Chef (Thorsten Merten) konferiert, kommt Zofias polnischstämmiger Vater Jan (Krzysztof Pieczynski) aus Queens angereist. Ermittler Irfan (Kailas Mahadevan) möchte hingegen, dass die Polizei wegen der Drogendelikte im "Reaktor" genauer hinschaut. Sollte der Bulle unter der Hand Rosa ein paar Informationen liefern?

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Der Ausverkauf der Stadt an Reiche und Superreiche

Neben der ungewöhnlichen, angenehm authentischen Einführung des Serienpersonals, ist es nicht einfach, sich festzulegen, was für eine Art Serie "The Next Level" überhaupt ist. Ausgedacht hat sie sich kein klassischer Drehbuchautor, sonder Journalist Alexander Osang (dreifacher Egon Erwin Kisch-Preisträger), der sich sowohl in der Figur Rosas als auch des ostdeutschen Nostalgikers und Erfolgsmenschen Brenner spiegelt.

Ja, es gibt einen Todesfall, der aufgeklärt werden soll - aber ist die Serie deshalb ein Krimi? Eher nein, denn in Osangs Erzählung (Regie: Pia Strietmann, Julia Langhof) geht es eher um Lebensentwürfe zwischen Wendezeit und Gegenwart, um den Ausverkauf der Stadt an Reiche und Superreiche, um Lebensentwürfe im Spiegel globaler Möglichkeiten, aber auch um das kleine Leid daheim. Leiden am Leben, am Altern, am Alleinsein. Man sieht Figuren, die zwischen Arm und Reich pendeln und dann irgendwann in einem anderen Licht erscheinen.

Der Titel "The Next Level" spielt gleichermaßen auf eine höhere Bewusstseinsstufe nach dem Einwerfen von Drogen, aber auch auf den nächsten Schritt auf der Leiter des Lebens an. Es geht um Masken und Geheimnisse. Das offensichtliche Geheimnis lautet: Wie starb die junge US-Touristin im Berliner Club? Doch bald möchte man außerdem wissen: Was will Rosa mit ihrem Leben zwischen verranzter Studentenbude und hochklassiger Immobilien-Kaufidee eigentlich anfangen? Was will sie von ihrem Partner Mark, und was ist das für ein Verhältnis, das sie zu Witwer Josh entwickelt? Man muss sich einlassen auf diesen durchaus faszinierenden Großstadtsog Berlins, auf seine Nachtwanderer zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Freiheitsliebe und Manipulation.

Wie "Bad Banks" ohne Banken

In ihrer ungeheuer frischen Wirkung ist "The Next Level" vielleicht am ehesten mit der rauen ersten Staffel des ZDF-Sensationserfolges "Bad Banks" vergleichbar, in dem man über Paula Beer als junge Bankerin ein ebenso gnadenloses wie komplexes Bankengeschäft und seine Ränkespiele kennenlernte.

In "The Next Level" ist das definierte Spielfeld Berlin. Man erlebt hier so etwas wie die Symphonie einer Großstadt, die allerdings nicht von Geigen, sondern pulsierenden Technobeats am Laufen gehalten wird. "The Next Level" ist eine besondere Serie, die atmosphärisch und vor allem schauspielerisch mit zum Besten zählt, was man zuletzt aus deutscher Serienproduktion zu sehen bekam. Aufregend!

(Alle sechs Episoden der Miniserie sind ab 24. Januar in der ARDMediathek abrufbar.)

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