20.01.2025 von SWYRL/Elisa Eberle
Beim brutalen Überfall auf einen Geldtransporter stirbt ein Wachmann. Die einzige Spur führt das Saarbrücker "Tatort"-Team zu einem europaweit agierenden Verbrecherpärchen und ihrer traumatisierten erwachsenen Tochter (Lena Urzendowsky) ...
Es ist eine vergleichsweise zarte Verbindung, die zwischen dem neuen Saarbrücken-"Tatort: Das Ende der Nacht" und dem vorangegangenen "Tatort: Der Fluch des Geldes" (Erstausstrahlung: Januar 2024) steht: "Nicht schon wieder Geld", klagt Kommissar Adam Schürk (Daniel Sträßer), als er gemeinsam mit seinem Kollegen Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) am Tatort eines Überfalls auf einen Geldtransporter eintrifft. Das Geld, das der nun tote Wachmann und sein überlebender Kollege Aytac Celik (Mücahit Altun) transportieren sollten, stammt aus einem Casino. In einem vergleichbaren Etablissement spielte auch der Vorgängerfilm "Der Fluch des Geldes", in dem die Hintergrundgeschichte von Adam und Leo endlich abgeschlossen wurde.
Dass Adam heimlich eine große Summe, die aus einem Banküberfall seines Vaters stammte, versteckt und sich letztlich stehlen lassen hatte, scheint für den Kommissar keine ernsthaften Konsequenzen zu bedeuten. Ohnehin bleibt weder Leo noch den Kommissarinnen Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) und Esther Baumann (Brigitte Urhausen) kaum Zeit für Misstrauen gegenüber ihrem Kollegen, denn die Ereignisse im neuen, von Tini Tüllmann (Köln-"Tatort: Spur des Blutes", 2022) inszenierten "Tatort" beginnen sich alsbald zu überschlagen.
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Die Spur führt zu einem europäischen Verbrecherclan
Da der überlebende Wachmann nicht vernehmungsfähig ist, bleibt dem ermittelnden Quartett nichts weiter als die beim Überfall verwendeten Autos, die in Frankreich gestohlen wurden, sowie die Zahl 73, die die mutmaßlichen Täter als Graffiti am Tatort hinterlassen hatten. Die hinzugezogenen französische Kollegin (Sandy Lewis Godefroy) bringt das Saarbrücker Team auf die alles entscheidende Spur: Die Zahl 73 sei ein Hinweis auf organisierte Kriminalität, verübt von einer europaweit agierenden Gruppe um das Ehepaar Josef und Béatrice Radek (Sabine Timoteo). Deren inzwischen erwachsene Tochter Carla Radek (überzeugend: Lena Urzendowsky) lebt in Saarbrücken. Doch bei den Ermittlungen helfen kann die junge Frau nicht: "Vor zehn Jahren", sagt sie, habe sie ihre Eltern das letzte Mal gesehen: "Die haben mich alleine gelassen, als ich elf war."
Während Esther Baumann und Leo Hölzer also weiter auf die Zusammenarbeit mit den französischen Behörden setzen, beginnen Adam Schürk und Pia Heinrich auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei landet Pia letztlich in ernster Gefahr ...
Grenzübergreifende Dreharbeiten
Lena Urzendowsky ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", 2021) ist seit Jahren eine gute Wahl, wenn es um die Verkörperung problembehafteter junger Frauen geht. Die Darstellung der von Panikattacken geplagten Tochter eines deutsch-französischen Verbrecherpaares war für die gebürtige Berlinerin trotzdem eine besondere Erfahrung: "Ich habe mich sehr gefreut, mal in einem deutschen Format Französisch sprechen zu können", schwärmt die inzwischen 24-Jährige im Interview: "In einer anderen Sprache zu drehen, macht immer Spaß. Jede Sprache hat ihren eigenen Klang und mit ihm verändert sich auch die eigene Person ein wenig. Das bringt eine zusätzliche Dimension ins Schauspiel. Da ich sehr frankophil bin, empfinde ich Drehen in Frankreich immer als Freude!"
Die Dreharbeiten fanden im Sommer 2024 in Saarbrücken, Neunkirchen, Dudweiler sowie im französischen Spicheren und Petite-Rosselle statt. Derartige Ausflüge ins Nachbarland werden für den Saarbrücken-"Tatort" allerdings weiterhin die Ausnahme bleiben, wie der zuständige SR-Redakteur Christian Bauer erklärt.
Cliffhanger am Ende
"Tatort: Das Ende der Nacht" ist der sechste Fall der Kommissare Adam Schürk und Leo Hölzer, die seit 2020 ermitteln und 2022 mit Esther Baumann und Pia Heinrich weibliche Unterstützung bekamen. Zuvor ermittelte Jens Stellbrink (Devid Striesow) mit wechselnder Unterstützung von 2013 bis 2019. Der abermals von Melanie Waelde ("Tatort: Die Kälte der Erde") erdachte Krimi ist ein actionreicher Film, der sich voll und ganz auf den zu erzählenden Kriminalfall und das Drama einer Gangsterfamilie konzentriert. Gesellschaftlich relevante Themen, wie sie im "Tatort" oftmals verhandelt werden, sucht man hier vergebens. Auch die persönlichen Hintergrundgeschichten der Ermittlerinnen und Ermittler wie etwa Pia Heinrichs Tablettensucht werden allenfalls angerissen. Am Ende - so viel sei an dieser Stelle verraten - erwartet das Publikum dann doch noch wieder ein großer Cliffhanger, dessen Auflösung wohl frühestens in einem Jahr im Ersten zu sehen sein wird.