Sterben für Beginner - Mo. 05.05. - ZDF: 20.15 Uhr

Wenn der todkranke Freund stirbt: Dramedy macht Edin Hasanovic zum Bestatter

23.04.2025 von SWYRL/Maximilian Haase

Wie geht man mit dem Tod um? Die Tragikomödie "Sterben für Beginner" versucht es mit absurdem Humor: Weil sein bester Freund bald sterben wird, sattelt ein Musikmanager in der Sachbuchadaption im ZDF kurzerhand auf Bestatter um. Unterhaltsam, sensibel - und prominent besetzt.

Wie jedes schmerzvolle Thema ist der Tod zeitlos. Auch wenn sich tausende Formate mit ihm auseinandersetzten - die wichtigste Frage bleibt: Wie gehen wir mit dem Sterben um? Wie mit dem Tod eines geliebten Menschen? Angesichts der existenziellen Tragweite kann man sich nur kreativ annähern, so wie nun die Tragikomödie "Sterben für Beginner" im Zweiten. All der Trauer und Hoffnungslosigkeit begegnet der prominent besetzte Film mit absurdem Witz: Als er erfährt, dass sein bester Freund an einer unheilbaren Krankheit sterben wird, kündigt ein Musikmanager seinen Job und arbeitet fortan als Bestatter. Unterhaltsam versucht die Sachbuchadaption zu fassen, was ohne Humor kaum zu ertragen ist.

Vom Musik- ins Sterbegeschäft: So erlebte es Eric Wrede, auf dessen Sachbuch "The End: Das Buch vom Tod" der Film basiert. Autor Benedikt Gollhardt hat daraus ein abwechslungsreiches Drehbuch geschaffen, das sich mit Krankheit, Tod, Trauer und der Frage auseinandersetzt, welcher Abschied eigentlich angemessen ist. Dass das funktioniert, liegt auch am namhaften Ensemble, angeführt von Multitalent Edin Hasanovic. Der Late-Night-Moderator und künftige "Tatort"-Kommissar darf im Film von Regisseur Christian Klandt als Eric seine Paraderolle spielen: Aufgekratzter Typ mit ironischen Sprüchen und Hang zum Scheitern.

In seiner Fahrigkeit übertroffen wird Eric nur vom besten Freund Alex (Max Hubacher), einem Energiebündel mit Kneipe, Hausboot, schwangerer Freundin - und schrecklicher Diagnose: In seinem Kopf wächst ein Hirntumor und "das Scheißding ist böse".

Ungläubig und wütend blickt Eric auf das Sterben des todkranken Freundes, der die Situation herunterspielt, während Freundin Karla (herausragend: Svenja Jung) alle Kraft zusammen nehmen muss. Eric entschließt sich zu einem Schritt, der die Fallhöhe dieser Dramedy bestimmt: Er fängt als Aushilfe bei Bestatter Volker Mutz an (herrlich lethargisch: Peter Kurth). "Haben Sie irgendwelche Referenzen?", fragt er in einem der von feinem schwarzen Humor durchsetzten Dialoge. Antwort: "Ich war mal Grufti." Bewusst in einem Bestattungsinstitut vorbereitet habe er sich nicht, verriet Hasanovic über seine Rolle: "Für ihn und mich ist das eine neue Welt."

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"Der Tod ist eine ernste Angelegenheit"

Und was für eine Welt das ist: Der Antiheld hangelt sich durch die verstörenden Praktiken des Leichenpräparierens, lernt viel von der eigenartigen Kollegin Anita (Luna Jordan) und vom Chef: Peter Kurth schimpft als konventioneller Bestatter über die "selbsternannten Individualisten mit ihren Kreativbestattungen" und kredenzt auch sonst manche Weisheit: Von "Der Tod hat auch nie frei" bis "Der Tod ist eine ernste Angelegenheit, das braucht Ordnung".

Während Eric auf die gesamten Stereotype des Berufsbilds stößt ("gestorben wird immer"), muss er sich mit dem kränker werdenden Freund, dessen verzweifelter Freundin ("Ich will keine Witwe sein") und den Eltern (Steffi Kühnert und Wolfram Koch) auseinandersetzen. Letztere stellen sich den Abschied von ihrem Sohn ganz anders vor als Alex, an den der Sterbende einen letzten Wunsch richtet: "Ich will, dass du mich unter die Erde bringst."

"Kalt gelassen hat es niemand"

Wie bewältigen, was nicht zu bewältigen ist? Die Tragikomödie, die beim Festival des deutschen Films den Publikumspreis gewann, nähert sich sensibel der emotionalen Bandbreite des Verabschiedens und Trauerns. Die jungen Hauptfiguren machen, was man anscheinend so macht: Bäume pflanzen, sich nochmal betrinken, heiraten, Leben und Freundschaft feiern. Man sieht sie verzweifeln, ausrasten, schreien, weinen, melancholisch ins Leere starren.

Dass dabei bisweilen schablonenhafte Buddy-Movie-Vibes mitschwingen und manche Szene aus dem sentimentalen Baukasten deutscher Dramedys stammt - geschenkt. Das morbide Spiel mit Bestattungen, Friedhöfen und Leichen konterkariert jeden Kitsch. Und spätestens als Alex seinem ungeborenen Sohn, den er wohl nie kennenlernen wird, ein Video mit Papa-Gruß aufnimmt, geht das allen Klischees zum Trotz so nah wie sein verzweifelter Schrei: "Alter, ich will noch nicht abtreten!"

"Ich scheiß auf dich, du kannst mich mal", schleudert Eric einmal dem Tod entgegen. Es bleibt die Erkenntnis, dass das Sterben unbegreiflich bleibt. Man kann den Schrecken nur entschärfen, als Zuschauer manche Träne vergießen und viel lachen. Oder, wie Edin Hasanovic über die Reaktion des Publikums urteilte, das den Film schon auf der großen Leinwand sah: "Kalt gelassen hat es niemand."

Vor der lineare Ausstrahlung ist "Sterben für Beginner" schon ab Mittwoch, 23. April, in der ZDF-Mediathek abrufbar.

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