19.02.2025 von SWYRL/Jonas Decker
"Flight Risk", "Bird" und "The Monkey", die Adaption einer berühmten Kurzgeschichte von Horror-Großmeister Stephen King: Das sind die Kino-Neustarts am 20. Februar.
Etwas, das Spaß und Freude bringen soll, in etwas ganz Fürchterliches verwandeln: Da denken Stephen-King-Kenner natürlich zuerst an den Clown Pennywise aus "Es". Nach ähnlichem Muster ging der Grusel-Großmeister aber auch in vielen anderen Werken vor, besonders prominent etwa in der Kurzgeschichte "Der Affe" aus dem Jahr 1980. Ein bisschen Plastik, ein wenig Stoffüberzug und dann noch die Mechanik, die den Affen mit Aufziehschlüssel im Rücken auf eine Trommel schlagen lässt - eigentlich ist es ja nur ein Spielzeug. Aber eben nicht bei Stephen King und nicht in der neuen Verfilmung "The Monkey" von Oz Perkins. Denn hinter diesen riesigen Glotzaugen schlummert das pure Böse.
Außerdem neu im Kino: In Mel Gibsons "Flight Risk" zeigt sich Mark Wahlberg von einer ganz neuen Seite, und in "Bird" erzählt die gefeierte britische Filmemacherin Andrea Arnold von einem Mädchen, das Freundschaft mit einem ziemlich schrägen Vogel schließt.
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The Monkey
Die Zwillingsbrüder Hal und Bill bekommen den Affen schon als Kinder erstmals in die Finger - und wollen ihn dann schnell wieder loswerden. Ein paar tragische Zwischenfälle nähren in den beiden Jungs den Glauben, dass der Affe etwas damit zu tun hat. Also lassen sie ihn verschwinden. Aber viele Jahre später, als Hal und Bill längst erwachsen sind, taucht der Affe wieder auf und der Albtraum geht von vorne los ...
Regisseur und Autor Oz Perkins, der zuletzt mit "Longlegs" für einiges Aufsehen in der Horror-Community sorgte, schmückte die Kurzgeschichte von Stephen King so weit aus, dass es für einen abendfüllenden Film reicht. Er nahm sich aber auch die Freiheit, Anpassungen an Stil und Ton vorzunehmen, und interpretierte die Erzählung mit skurril-morbidem Witz, den man so nicht in der Vorlage findet. Im Interview mit "Los Angeles Times" beschrieb Perkins seinen Film als "Komödie mit extremem Cartoon-Gore", als Referenz nannte er unter anderem auch 80er-Jahre-Horrorfilme wie "American Werewolf" und "Gremlins".
Die jungen Versionen von Bill und Hal werden jeweils von Nachwuchs-Darsteller Christian Convey verkörpert, die erwachsenen von Theo James ("Die Bestimmung - Divergent"). Neben Tatiana Maslany ist auch "Herr der Ringe"-Star Elijah Wood in einer Gastrolle zu sehen. Was Horror-Fans zudem aufhorchen lassen dürfte: Als Produzent im Hintergrund fungierte James Wan, der unter anderem für die sehr erfolgreiche "Saw"-Reihe steht und darüber hinaus zahlreiche weitere Genre-Hits wie "Insidious", "Annabelle", "The Nun" und "M3GAN" auf den Weg brachte.
Flight Risk
Sportlich, cool, gutaussehend, einigermaßen sympathisch - so waren in der Vergangenheit die meisten Rollen von Mark Wahlberg angelegt. Üblicherweise spielt er einen von den Guten. Und vielleicht hat ihn das selbst ein bisschen gelangweilt: Unter der Regie von Mel Gibson, der erstmals seit vielen Jahren wieder einen Kinofilm gedreht hat, zeigt Wahlberg sich in "Flight Risk" von einer ganz neuen Seite.
Anschnallen bitte, "es könnte turbulent werden", weist Pilot Daryl Booth (Mark Wahlberg) seine beiden Passagiere mit schelmischem Grinsen an, ehe die kleine Maschine abhebt. Neben ihm sitzt Air Marshal Madelyn Harris (Michelle Dockery). Hinter ihm, doppelt und dreifach mit schweren Eisenketten verzurrt, ein gewisser Winston (Topher Grace). Harris soll Winston, der in Verbindung mit dem organisierten Verbrechen steht, nach New York bringen, damit dieser dort als Kronzeuge gegen die Mafia aussagen kann. Und Daryl: Der soll eigentlich nur fliegen. Aber der Typ ist kein einfacher Pilot und letztlich hauptverantwortlich dafür, dass es in der Tat ein "turbulenter" Flug wird.
Mit dem Thriller "Flight Risk" (Drehbuch: Jared Rosenberg) liefert Mel Gibson, der mit seinen Filmen in der Vergangenheit immer wieder polarisierte, seine erste Kino-Inszenierung seit dem gefeierten Weltkriegsdrama "Hacksaw Ridge - Tag der Entscheidung" (2016). Es ist diesmal, so scheint es, eher wieder eine Bruchlandung: "Flight Risk" enttäuschte nach dem US-Start vor wenigen Wochen an den Kinokassen und erntete bislang überwiegend negative Kritiken. Was aber ganz sicher eine Weile in Erinnerung bleiben wird, ist Mark Wahlbergs Darbietung - nicht nur aufgrund der Halbglatze, die er sich für den Dreh rasierte.
Bird
In ihrem Oscar-prämierten Kurzfilm "Wasp" (2005) erzählte Andrea Arnold von einer alleinerziehenden Mutter, die sich gleich zu Beginn der Geschichte auf eine Prügelei mit einer Nachbarin einlässt. "American Honey" (2016) handelte von einer 18-Jährigen, die von ihrer Mutter zurückgewiesen und vom Stiefvater belästigt wird. Und in der TV-Serie "Big Little Lies" (2019) machte Arnold auf ebenso abgründige wie einfühlsame Weise häusliche Gewalt und Mobbing zum Thema. Kaputte Familien, könnte man sagen, sind so etwas wie das Spezialgebiet der britischen Regisseurin und Autorin. Aber einfach nur Kaputtes zeigen, das ist nicht die Kunst. Auch nicht in Arnolds neuem Film "Bird".
Die Grundkonstellation erinnert stark an frühere Projekte von Andrea Arnold. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Zwölfjährigen Bailey (Nykiya Adams). Das Mädchen lebt mit einem älteren Halbbruder bei seinem Vater Bug (Barry Keoghan) in einem besetzten Haus in der britischen Hafenstadt Gravesend. Bug ist ihr mehr Kumpel als Vater und hat keinen Job, aber immer wieder ziemlich verrückte Geschäftsideen. Die neueste: Mit halluzinogenem Schleim, den er aus einer exotischen Kröte gewinnt, will er reich werden. Diesmal wird es funktionieren, ganz bestimmt!
Millionen machen mit Krötenschleim? Bailey glaubt nicht recht daran, weil sie schon zu viel Scheitern gesehen hat. Und weil ihr das große Träumen, das andere Kinder in ihrem Alter noch so wunderbar beherrschen, weitestgehend abhandengekommen ist. Der Vater ein überforderter Hallodri, die Mutter am anderen Ende der Stadt in einer neuen Beziehung mit einem gewalttätigen Arsch: Das alles, dieses ganze prekäre Leben mit dem ganzen Chaos bietet Bailey nicht den Halt, den sie braucht.
Andrea Arnold, die das Drehbuch schrieb und Regie führte, zeigt in ihrem Coming-of-Age-Film viel Grau, viel Armut, viel schmerzendes Elend am sozialen Abgrund. Aber zwischendurch lässt sie den Blick immer wieder kunstvoll abschweifen. Am liebsten himmelwärts: Sie zeigt Schmetterlinge. Möwen. Krähen. Und dann taucht da plötzlich ein schräger Vogel auf, der sich schlicht "Bird" nennt (verkörpert von Franz Rogowski). "Ich bin Bird. Wie heißt du?", stellt sich der Vagabund freundlich vor. Bailey lässt ihn zunächst barsch abblitzen. Wie sie heißt, das gehe ihn gar nichts an. Aber nach und nach entwickelt sich zwischen ihr und Bird doch so etwas wie eine Freundschaft.
Andrea Arnold gilt seit inzwischen zwei Jahrzehnten als eine der talentiertesten und feinfühligsten Filmemacherinnen der Welt, und diesem Ruf wird sie auch mit ihrem eigenwillig schillernden neuen Projekt wieder gerecht. In Cannes war sie mit "Bird" bereits zum vierten Mal in ihrer Karriere für eine Goldene Palme nominiert. Neben ihrer Regiearbeit wurde aber auch die Darbietung von Hauptdarstellerin Nykiya Adams auf vielen Festivals gefeiert: Bei den London Critics' Circle Film Awards etwa gewann Adams den Preis als beste britische Nachwuchs-Schauspielerin.