17.01.2025 von SWYRL/Susanne Bald
Der geplante Bau einer Skischaukel in Oberwiesenthal kommt nicht bei allen gut an. Nach dem Mord am Lobbyisten der Liftgesellschaft geraten ein abergläubischer Waldbesitzer, junge Klimaschützer und, wenn es nach dem eifersüchtigen Kommissar Winkler geht, auch die Jugendliebe der Försterin unter Tatverdacht.
Wie ruhig und friedlich doch alles erscheint, wenn der Schnee die Welt mit einer weißen Decke verhüllt und den Lärm von außen dämpft. Dass es aber auch anders geht, wissen wir spätestens seit dem Kultfilm "Fargo" (deutscher Untertitel: "Blutiger Schnee"), der zweiten Staffel der Krimiserie "Die Toten von Marnow" oder auch dem Mehrteiler "Schnee", in dem Brigitte Hobmeier im Wintersportort statt der erhofften guten Luft Mord und Totschlag vorfand. In diese Kerbe schlägt auch der neue "Erzgebirgskrimi - Wintermord", zu sehen am Samstag zur Primetime im ZDF und eine Woche vorab in der Mediathek.
Ursprünglich sollte der Film schon im Januar ausgestrahlt werden. Wegen der Handball-WM wurde er aber kurzfristig aus dem Programm genommen.
War bei "Schnee" der geplante Bau einer Gondel der Auslöser, ist es im nicht minder düsteren ZDF-Krimi der einer Skischaukel, welche das Skigebiet am Fichtelberg mit dem am tschechischen Keilberg verbinden soll. Um die Einwohner von dem Projekt zu überzeugen, schickt die Liftgesellschaft den Lobbyisten Franz Kofler (Ex-ARD-Hebamme Leo Reisinger) nach Oberwiesenthal, der allerdings nur wenig später von Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach) tot in seinem Auto aufgefunden wird - ein als Unfall getarnter Mord. Naheliegend für die Zuschauer wie die ermittelnden Kommissare Robert Winkler (Kai Scheve) und Karina Szabo (Lara Mandoki), dass ein Schaukel-Gegner dafür verantwortlich ist.
Besonders einer steht dabei im Zentrum: Der abergläubische, wohlhabende Friedrich Lieberwirth (Herbert Olschok), in zweiter Ehe mit der viel jüngeren, mysteriösen Colette (Nora Waldstätten) verheiratet. Er weigerte sich vehement, seinen für den Bau benötigten Wald zu verkaufen: "Niemand darf den Wald wecken", unkt er, "böse Geister gibt es überall" ergänzt seine Frau. Doch zuletzt habe Kofler alle Einwohner, fast auch Lieberwirth soweit gehabt. Das zumindest behauptet der Hotelbesitzer Henri Schütz (Harald Windisch), der sich von der Skischaukel noch mehr Touristen verspricht und unbedingt für den Bau ist.
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Nichts geht mehr ohne "woke" Themen wie Klimaaktivismus
Verdächtig erscheint Kommissar Winkler neben Lieberwirth auch der Skiverleiher Eric Weber (Hannes Wegener). Denn der hat nicht nur eine kriminelle Vergangenheit, die gegen ihn spricht, sondern auch eine amouröse - mit Försterin Saskia nämlich. Zur Erinnerung: Nachdem Saskia und Winkler eine Nacht miteinander verbracht hatten, meldete sich der kommunikationsgestörte Kommissar wochenlang nicht mehr bei ihr, wofür sie ihm in der letzten Folge einen ordentlichen Einlauf verpasste. Doch statt aus seinen Fehlern zu lernen, gibt der eifersüchtige Winkler ihr diesmal noch mehr Grund, sauer zu sein.
Aber zurück zum Mord an Franz Kofler. Ging es wieder mal nur um den schnöden Mammon? Immerhin lautete Koflers Motto: "Wenn du das Problem nicht mit Geld lösen kannst, lös es mit noch mehr Geld." War jemand zu gierig? Und was hat es mit dem ominösen Geldkoffer auf sich, den man immer mal wieder kurz sieht? Oder, ganz andere Theorie: Ist einer der jungen Umweltaktivisten, die im Wald ein Lager aufgeschlagen haben, um gegen Kunstschnee und Wintersport zu demonstrieren, zu weit gegangen? Ja, leider gibt es anscheinend immer weniger TV-Produktionen, die ohne hinkonstruierte "woke" Themen auskommen, auch wenn es hier natürlich naheliegt. Tempo und eine neue Richtung kommt in den Fall, als es ein zweites Mordopfer gibt ...
Gedreht wurde der solide, wenn auch nicht ganz runde "Erzgebirgskrimi" in Oberwiesenthal im Skigebiet um den Fichtelberg. Der Kurort dürfte nicht nur Wintersportfans spätestens seit den Achtzigern und Neunzigern dank Jens Weißflog, dem erfolgreichsten deutschen Skispringer aller Zeiten, ein Begriff sein. Seit 1994 ist der "Floh vom Fichtelberg" Ehrenbürger von Oberwiesenthal, wo der 60-Jährige heute ein Hotel mit seinem Namen betreibt. Ein kleiner Gastauftritt im "Erzgebirgskrimi", das wäre mal eine schöne Überraschung gewesen!