25.11.2024 von SWYRL/Rupert Sommer
Die sechsteilige schwedische Serie erzählt von der Eiseskälte im Erziehungssystem der 50er-Jahre, das auf Härte und Abschreckung setzt: Ein 16-Jährige versucht verzweifelt, sich aus der Gewalt-Spirale zu befreien.
Es ist die düstere Antwort auf Schweden-Kitsch oder "Harry Potter"-Internatsromantik: Die beklemmend düstere Serie "Evil" aus dem Jahr 2023, deren sechs Folgen ARTE in deutscher Erstausstrahlung zeigt, erzählt von toxischer Männlichkeit und kindlich-jugendlicher Traumatisierung. Es sind psychologisierende Modebegriffe, die aktuell auch die Feuilleton-Debatten bestimmen. Angesiedelt ist die Handlung der Dramaserie allerdings schon in den 1950er Jahren - unter Jugendlichen auf einer vermeintlichen Eliteschule.
Erik (Isac Calmroth) hat mit 16 Jahren schon eine steile, wenig rühmliche "Karriere" hinter sich: Er ist Anführer einer Jugendbande, die in Stockholm für Unruhe sorgt. Was immer wieder aus dem Jungen herausbricht, ist dabei auch ein Echo von Misshandlungen und von Gewaltexzessen, die er zu Hause erfährt - bei seinem Stiefvater. Als Erik erneut auffällig wird, erscheint eine Verlegung ins Internat Stjernsberg seine letzte Chance, doch noch Halt in der Gesellschaft zu finden.
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Brutale Bestrafungen in der "Kameradenerziehung"
Doch tatsächlich gerät er vom Regen in die Traufe: Hinter den Mauern des trutzigen Lehrinstituts herrscht ein rigides Regiment neuer Banden. Hier wirken junge Männer wie Wolfsrudel, die Blut-Witterung aufgenommen haben: Die älteren Jungs terrorisieren Jüngere - auch durch ein brutales Bestrafungssystem, das sich verharmlosend "Kameradenerziehung" nennt.
Anfänglich lebt sich Erik zwar noch gut ein ins Internatsleben - auch dank eines freundlichen Zimmergenossens. Außerdem verliebt er sich in Marja (Thea Sofie Loch Næss, zuletzt zu sehen in der Leonard-Cohen-Serie "So long, Marianne"), die in der Kantine arbeitet. Doch dann gerät er in Kontakt mit dem sogenannten Schülerrat, der an der Spitze eines erbarmungslosen Machtgefüges steht und etwa völlig unfaire Boxkämpfe im berüchtigten "Ring" durchführt. Hart, aber eben auch sehr spannend!
Die sechs Folgen von "Evil" basieren auf dem Roman "Evil - Das Böse" von Jan Guillou aus dem Jahr 1981, der als einer der erfolgreichsten Bucherfolge der neueren skandinavischen Literaturgeschichte und schon als Klassiker gilt. Immer wieder kreisen Roman und Serie um die teuflische Mechanik der Gewalt, die Gegengewalt auslöst, erkunden aber auch Wege der Befreiung.
Die Episoden zwei und drei von "Evil" strahlt ARTE direkt im Anschluss um 22.35 Uhr und um 23.20 Uhr aus. Fertig ausgestrahlt wird die sechsteilige schwedische Produktion dann eine Woche später am Donnerstag, 5. Dezember, ab 21.45 Uhr.